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Ein unvergesslicher Abend

„Den 17. Februar 1855 war ich bei meinem engen Bekannten Karl Alexander, dem Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, im Stadtschloss von Weimar eingeladen. Dort hatte ich die Ehre, den wunderbaren Klaviervirtuosen und Komponisten, Franz Liszt, bei seinem Klavierkonzert Nr.1, welches mit einem Orchester zum ersten Mal überhaupt, hier aufgeführt wurde. Dies zu erleben war eine sehr große Ehre für mich, da nicht nur die musikalische Darbietung ein besonderes Spektakel für mich war, sondern da sich auch sehr viele angesehene Personen unter den geladenen Gästen befanden.

Ich hatte eine lange Reise hinter mir, ich musste von weit weg anreisen, um diese Aufführung zu erleben. Mit der Kutsche ging es den weiten Weg bis in das schöne Städtchen Weimar. Bereits aus der Ferne erkannte ich das Stadtschloss durch die kahlen Bäume des Parks an der Ilm. Es war ein schöner Tag, mit einem strahlend blauen Himmel und nur kleinen Wölkchen, die zu sehen waren. Ich wusste, es sei nicht mehr lange, bis ich schließlich im Schloss ankommen würde. Bis dahin genoss ich die frische Luft, den klaren Himmel und die zwitschernden Vögel in den Bäumen. Je näher wir an das Schloss kamen, desto besser war es, dieses zu erkennen. Wir fuhren auf den Sternenbrücke, die zum Eingang in das Schloss führte, über die Ilm hinüber. Endlich war ich am Stadtschloss angekommen. Am Eingang erwarteten bereits Bedienstete die Kutschen, welche den Gästen aus den Kutschen hinaus halfen und sich um die Pferde kümmerten. Ich stieg aus der Kutsche in die schön gestaltete Eingangshalle, in der an beiden Seiten flache Treppenstufen hinauf führten, in das eigentliche Treppenhaus, über welches man in die Räume des Schlosses gelangt.

Oben entdeckte ich den Großherzog Karl Alexander, welcher gemeinsam mit seiner Frau Sophie die angekommenen Gäste vor dem Eingang begrüßte. Auch ich wurde herzlich von beiden begrüßt und wir korrespondierten kurz über jüngste Ereignisse. Schließlich entschuldigten sich beide, um auch andere Gäste zu begrüßen. Daraufhin ging ich durch die Tür, hinein in das Schloss. Das Entreezimmer bildete einen großen Kontrast zu dem hellen Treppenhaus. Hier verweilte ich nicht lange und wurde durch das Speisezimmer weiter in die Richtung des Festsaals gewiesen.

Der Festsaal war wunderschön. Er war bereits geschmückt und zahlreiche, große, wunderschöne Kronleuchter hingen von der hohen Decke im Saal herab. Blumensträuße standen an den Seiten des Raumes zwischen den Marmorsäulen. Die helle Tapete leuchtete im Licht, das von den Kronleuchtern ausging.

Die meisten Gäste befanden sich bereits im Saal, es trafen nur noch vereinzelt neue ein. Ich unterhielt mich flüchtig mit mir bekannten Leuten, bis sich alle im Saal versammelt hatten. Dann kamen der Großherzog und die Großherzogin in die Mitte des Saals und hielten eine kurze Ansprache. Es wurde auch Franz Liszt, der Komponist und Pianist, vorgestellt. Dieser wurde von Hector Berlioz, dem Dirigenten des heutigen Konzertes, begleitet. Es stand schon alles bereit, das Klavier war bereits im Raum platziert, der sich zum Festsaal hin öffnet. Dort war auch der Rest des Orchesters bereits versammelt.

Sobald sie zu musizieren begannen, war der gesamte Saal still. Man wagte kaum zu atmen, um nicht den lieblichen Klang der Musik zu stören. Es war beeindruckend. Diese Musik war wunderschön und man merkte, dass alle Gäste von ihrem Klang verzaubert waren und den Moment einfach genossen haben.

Selbst als das Konzert schon längst vorbei war, ich mich vom Großherzog und seiner Gemahlin verabschiedet hatte, und ich mich bereits in meiner Unterkunft für diese Nacht befand, konnte ich nicht aufhören an diesen Abend zu denken.

Es war eine der besonderen Nächte meines Lebens und ich schätze es sehr, dass ich bei diesem grandiosen Auftritt, von einem der besten Klaviervirtuosen, teilhaben durfte. Das Stadtschloss ist so wunderschön, die Atmosphäre in dem Saal war unvergleichbar und die musikalische Darbietung war vortrefflich. Noch nie zuvor, hatte ich die Ehre, einem so wunderbaren Konzert zu lauschen.“

Der Text wurde geschrieben von Sian Jackson und Caroline Schindler.

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