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Das Unterrichtsfach Latein

Theater 5Latein wird am Schuldorf als zweite Fremdsprache (ab Kl. 6) angeboten. Die Schülerinnen und Schüler erwerben das Latinum nach Abschluss der E-Phase, wenn sie das letzte Kurshalbjahr mit mindestens 5 Punkten (Note 4) abgeschlossen haben. Außerdem kann das Fach auch als dritte Fremdsprache belegt werden. Ob der Kurs zustande kommt, hängt maßgeblich von der Einwahlstärke der Schülerinnen und Schüler ab. Das Latinum kann dann am Ende der Q4 erwerben worden, wenn das letzte Kurshalbjahr mit mindestens 5 Punkten (Note 4) abgeschlossen wurde.

In der Mittelstufe findet die Spracherwerbsphase statt. Wir unterrichten seit dem Jahr 2016 mit dem kompetenzorientierten Lehrwerk „Cursus“ (Ausgabe A). Neben der Vermittlung von Grammatik und Vokabeln thematisieren die Schulbuch-Texte das römische Leben und die römische Geschichte. Dabei bieten sie zum Teil schon Originaltexte in vereinfachter Form dar, um auf die Texte der Oberstufe vorzubereiten. Die Inhalte bieten viele Anlässe, um über Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Antike und Gegenwart miteinander ins Gespräch zu kommen.Theater 4

In der Oberstufe werden erstmals lateinische Originaltexte gelesen. Hierbei stehen in der E-Phase die Autoren Cäsar und Ovid, in der Q-Phase Cicero (Reden, philosophische Schriften, staatstheoretische Schriften) und Seneca (philosophische Schriften) im Vordergrund. Hier geht es vorrangig um Inhalte und Interpretationen von Texten. Daneben wird ein Augenmerk auf die stilistische Gestaltung gelegt. Aber auch für die Wiederholung von Grammatik wird immer genügend Raum gelassen.

Warum Latein?

Keine Sprache befindet sich so unter Rechtfertigungszwang wie Latein. Im Folgenden soll aufgezeigt werden, worin die Vor-, aber auch die Nachteile beim Lernen der lateinischen Sprache liegen, damit Ihr Kind die richtige Entscheidung trifft bei der Wahl seiner Fremdsprache.

Folgende Argumente hört man immer wieder:

contra linguam Latinam discendam:

· „Latein ist eine tote Sprache und wird aktiv nicht mehr gesprochen.

Stimmt. Latein ist noch lange Zeit (bis ins 19. Jhd.) internationale Wissenschaftssprache gewesen und von vielen Gelehrten gesprochen bzw. geschrieben worden, ist aber mittlerweile dort völlig verdrängt worden und nur noch auffindbar z. B. bei medizinischen Fachbegriffen. Im Vatikan ist es noch offizielle Amtssprache (aber wohl kaum in der mündlichen Konversation, sondern nur im Schriftbereich!).

· „Für Latein muss man viel lernen.

Stimmt. Neben den Vokabeln, die es in jeder Sprache zu lernen gibt, stellt die Grammatik mit ihren vielen Endungen eine ernstzunehmende Hürde für viele Schülerinnen und Schüler dar. Wer nicht regelmäßig lernt, kommt schnell nicht mehr mit. Ohne das in Verruf geratene „Pauken“ geht es leider nach wie vor nicht!

· „Latein ist schwer.

Stimmt. Latein hat eine äußerst komplexe Grammatik und weist grammatische Strukturen auf, die es im Deutschen nicht gibt. Das Übersetzen von teilweise sehr langen Sätzen verlangt eine erhöhte Konzentration.

· „Latein braucht man nicht für den späteren Werdegang/ für das Leben.

Stimmt zum Teil. Einige Studienfächer verlangen den Erwerb des Latinums (insbesondere die Geisteswissenschaften) (s. unten). Ansonsten ist Latein keine notwendige Voraussetzung für den erfolgreichen, beruflichen Werdegang. Die Vorteile, Latein gelernt zu haben, finden sich eher in Kompetenzen, die man erst auf den zweiten Blick erkennt: in einem besseren Umgang mit der deutschen Sprache (s. unten), einem erweiterten Bildungshorizont (mit dem man auch mal angeben kann!) und einer differenzierteren Sicht auf unsere Lebenswelt (s.unten). Hier geht es also auch um Aspekte der Persönlichkeitsbildung.

Fazit: Man kommt auch ohne Latein durchs Leben, aber mit ist es schöner!

pro lingua Latina discenda:

· „Latein schult die Sprachfertigkeit.

Stimmt. Durch das Übersetzen lateinischer Texte entwickelt man auch ein Gespür für die eigene Sprache und deren Grammatik und erweitert seinen Wortschatz. Texte mit wissenschaftlichem Anspruch bedienen sich zu einem Großteil lateinischer Fremdwörter, die man mithilfe von lateinischen Sprachkenntnissen oftmals leicht erschließen kann. Auch für die englische Sprache bringt Latein viel: In einem englischen Text kann man, je nach wissenschaftlichem Anspruch, ca.50-70% (!) der Wörter aus der lateinisch-romanischen Sprachfamilie ableiten. Als Beispiel ein aktueller Headliner des Guardian über den ersten Eindruck eines neuen medizinischen Forschungszentrums (Stand: Februar 2016):

Medical research:

The new institute in London will be one of the largest, most sophisticated research facilities of its kind. Its director [...] shares his vision of the future. Navigating through the construction site, I enter the interior. It is hardly less ecclesiastical - a vast nave cuts through the centre of a cavernous atrium, intersected by what looks suspiciously like a transept, while its basement - reaching four floors beneath my feet and set to house a multitude of sensitive scientific intruments - bears more than a passing resemblance to a tremendous network of vaults.

medicus - heilsam, Subst. Arzt

novus - neu; instituere - einrichten, institutum - Einrichtung; in - in, an, auf

largus - reichlich; sophia - Weisheit (griechisches Lehnwort); facilitas - Machbarkeit

dirigere (Partizip Perfekt: directus) - lenken; videre - sehen, visio - Anblick, Vorstellung; futurum - Zukunft (Partizip Futur von esse - sein); navigare - segeln; constructio - Bau; intrare - eintreten; interior - innerer

ecclesia - Gemeinde, Kirche (griech.), ecclesiasticus - kirchlich

vastus - weit, ausgedehnt; navis - Schiff = Kirchenschiff centrum - Mittelpunkt (griech.); caverna - Höhle; atrium - Halle, Atrium; inter - zwischen, durch; secare (Partizip Perfekt sectus) - schneiden

suspiciosus - verdächtig

trans - über...hin, jenseits; saeptum - Umzäunung; basis - Sockel, Grundmauer (griech.)

multitudo - Menge; sentire (Partizip Perfekt sensus) - fühlen

scientia - Wissen; instrumentum - Werkzeug

pandere (Partizip Perfekt passus) - sich öffnen, offenbaren

tremendus - furchtbar, schrecklich

volvere (Partizip Perfekt volutus) - drehen, rollen

(Quelle: https://www.theguardian.com/science/2016/feb/17/francis-crick-institute-biomedical-science-research)

· „Latein vermittelt Kulturkompetenz.

Stimmt. Schülerinnen und Schüler erhalten durch den Lateinunterricht einen Blick über den Tellerrand der eigenen Erlebniswelt hinaus. Wie lebte es sich vor zweitausend Jahren? Welche Gedanken bestimmten die Lebenswelt der damaligen Menschen?

Die antike Gedankenwelt ist der unseren bisweilen überraschend nahe, bisweilen aber auch fremd.

Die viel gelobte Demokratie Griechenlands erscheint nicht mehr ganz so strahlend, wenn man bedenkt, dass Frauen und Sklaven kein Wahlrecht besaßen. Dass Sklaven nicht nur Menschen zweiter Klasse, sondern rechtlich gesehen gar keine waren (Die Tötung eines Sklaven war in rechtlicher Hinsicht eine Sachbeschädigung!), ist ein weiterer Aspekt, der heute Befremden hervorruft. Gleichzeitig sieht man, dass das Verhältnis zwischen Herr und Sklave häufig vertraulich war und freundschaftliche Züge bekommen konnte. Ein Herr schenkte seinem Sklaven nicht selten als Wertschätzung für dessen Arbeit die Freiheit.

Die Schülerinnen und Schüler lernen somit ihre eigene Lebenswelt mit der antiken zu kontrastieren und bekommen so ein erweitertes Verständnis für unser heutiges Leben, das letztlich das Resultat einer Jahrtausende langen Entwicklung ist. Die eigene Position lässt sich erst definieren, wenn man Möglichkeiten der Abgrenzung hat. Selbstverständliche Dinge werden so noch einmal neu hinterfragt und anders beleuchtet.

· „Für viele Studiengänge braucht man das Latinum.

Stimmt teilweise. Es hält sich hartnäckig das Gerücht, dass man für Medizin das Latinum brauche. Die Mediziner erhalten im Rahmen ihres Studiums Latein-Lehrgänge, in denen ihnen das nötige Fachvokabular vermittelt wird (das sich von dem in der Schule gelernten sehr unterscheidet!). Es ist sicherlich von Vorteil, Latein zu können, aber nicht notwendig!

Das Latinum verlangen vor allem geisteswissenschaftliche Studiengänge und Sprachen wie z. B. Philosophie, Theologie, Geschichte, Archäologie, Germanistik, Englisch und die romanischen Sprachen. Hierbei haben nicht alle Universitäten einheitliche Regelungen, sodass man sich am besten bei der entsprechenden Universität erkundigen sollte.

Projekte und Exkursionen

Um Leben in die Welt der Antike zu bringen, bieten wir immer wieder Highlights an!

· Pompejanum in Aschaffenburg

Das Pompejanum ist ein getreuer Nachbau eines römischen (oder besser gesagt pompejanischen) Hauses, das von König Ludwig I. um 1840 errichtet wurde. Man kann dort quasi durch ein vollständig erhaltenes Haus nach antiker Bauweise gehen (wie es nicht einmal an Orten wie Pompeji möglich ist!) und auf einzigartige Weise erfahren, wie es sich in einem solchen Haus lebte, wie es dekoriert und ausgestattet war und wie sich der römische Alltag gestaltete.

Pompejanum

Zusätzlich hat man die Möglichkeit, im benachbarten Schloss Johannisburg einige Korkmodelle antiker Bauten anzusehen.

· Schifffahrtsmuseum in Mainz

Wer sich für Techniken der antiken Seefahrt interessiert, ist hier genau richtig! Hier finden sich viele Nachbauten römischer Schiffe in Originalgröße.

Schiffahrtsmuseum

· Römisch-germanisches Museum in Mainz

Anhand von römischen Grabsteinen und deren Inschriften erfahren die Schülerinnen und Schüler viel über das Leben der hier angesiedelten Römer - seien es Grabsteine von Legionären oder Händlern, bei denen das Berufsleben in den Vordergrund gerückt wird, oder seien es Grabsteine, die vom Tod eines kleines Mädchens oder einer geliebten Ehefrau erzählen.

röm germ. Museum

· Lateinisches Theater

Im Rahmen vom Tag der offenen Tür oder von Projektwochen, aber auch in kleinerem Rahmen im Unterricht studieren wir kleine, lateinische Theaterstücke ein, die von den Schülerinnen und Schülern mitentwickelt und übersetzt werden. Dabei können sie sich im Tragen einer römischen Tunica oder Toga üben und vor Publikum lateinisch reden und so die lateinische Sprache auch einmal konsequent als gesprochene Sprache erleben.

Theater 1

 

Theater 3

· Römisches Kochen

Die Schülerinnen und Schüler können antike Rezepte ausprobieren, erfahren dabei, was es damals gab bzw. nicht gab, wie man gewürzt und gesüßt hat, und lernen vielleicht ihr persönliches Lieblingsrezept kennen (es gab vor allem viele leckere Süßspeisen!).

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