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Gedenkstättenbesuch in Frankfurt

ezb8Am 30. April 2024 unternahm die Klasse 10bG im Rahmen der Europawochen, zusammen mit Frau Gunderson und Frau Keil eine Exkursion nach Frankfurt. Ziel war die Gedenkstätte Großmarkthalle an der Europäischen Zentralbank (EZB). Larissa Rado berichtet:

ezb1Morgens trafen wir uns in Darmstadt am Hauptbahnhof und sind von dort mit der S-Bahn nach Frankfurt gefahren. Dort angekommen, trafen wir in der Bethmannschule im Ostend unsere Referentin (vom Jüdischen Museum) für den Tag. In einem der Klassenzimmer begann unsere ezb3Führung. Zunächst sollten wir uns zu verschiedenen Aussagen rund um Geschichte und die Zeit des Nationalsozialismus  im Raum positioniert und diskutierten dabei die Frage, welche Relevanz dieser Teil der deutschen Geschichte heute für uns hat. Danach haben wir, als Vorbereitung auf den zweiten Teil der Führung, in kleinen Gruppen zu verschieden Begriffen zur Thematik “Holocaust” recherchiert.

Für den zweiten Teil der Führung mussten wir durch eine Sicherheitskontrolle gehen, um auf das Gelände der EZB zu kommen. Wir wurden darauf hingewiesen, dass wir damit das deutsche Staatsgebiet verlassen und uns auf exterritorialem Gelände  befinden. Vor dem großen Wolkenkratzer der EZB, bzw. darunter, befindet sich die große Markthalle am Ostend. Die im Jahre 1928 erbaute Markthalle wurde ursprünglich als zentraler Umschlageplatz für Obst und Gemüse genutzt. Zwischen 1941-1945 nutzte die Gestapo sie jedoch auch für die Planung zur Deportation von Jüdinnen und Juden.

ezb7Beim Bau der EZB hat man sich bewusst dafür entschieden, diese alte Markthalle zu erhalten, in den Neubau zu integrieren und als Gedenkstätte zu nutzen. Seit 2015 erinnern 26 Zitate an die Demütigung, Misshandlung und Qualen, die die ca. 10.000 Juden und Jüdinnen, vor ihrer Deportation in die Arbeits- und Vernichtungslager, ertragen mussten. Wer einen Brief bekam, war gezwungen sich vor der Markthalle einzufinden. Wenige wussten was ihnen bevor stand und versuchten unterzutauchen. Der Großteil wusste jedoch nicht, was ihnen bevorstand.

“Ich weiß nicht was vor mir liegt, vielleicht ist das gut so”               
Ernst Ludwig Oswalt, 1942

“1100 Juden bekommen die Nachricht, dass die sich zum Transport am 7. Mai breithalten sollen bis 65 Jahre. Leid und Jammer lassen sich nicht schildern. Reiseziel unbekannt, nur wenig Gepäck gestattet, genaue List ist auszufüllen über alles, was sie zurücklassen, organisierter Raubmord.”
Dies schrieb eines der Opfer.

Waren die Listen ausgefüllt, wurden die “Gefangenen” durch einen Marsch durchs Ostend in den Marktkeller getrieben. Auch wir betraten den Marktkeller. Auch hier sind Zitate eingelassen.

“Es war die Hölle, die ganze Nacht Untersuchungen, Schreie und Schikane ohne Ende.”
Berney Lane (Werner Levi), 1998

Nach dem Aufenthalt im Keller wurden die Gefangen dann über eine Rampe zu den Zügen gebracht und wie Vieh in Güterwagons getrieben. Ziel der Wagons waren Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager im Osten, wie z.B. Auschwitz und Theresienstadt. Etwa 10.050 Menschen wurden bei zehn Massendeportationen zum Opfer, kaum jemand überlebte dabei.

Auch wir betraten und verließen den Keller über diese Rampe – trotz (oder gerade wegen dem) ezb6strahlendem Sonnenschein herrschte eine sehr bedrückende Atmosphäre. Orte wie diese existieren, um uns die Schandtaten, die im Zweiten Weltkrieg begangen wurden, vor Augen zu führen, so dass spätere Generationen diese Erinnerungskultur überliefert wird, damit sich die abscheulichen Taten der Nationalsozialisten nicht wiederholen.

Text: Larissa Rado Fotos: Silke Keil