Am 26.02.2016 jährte sich der Tag der Übergabe der Abiturzeugnisse für den Frühjahrsjahrgang 1966 am Aufbaugymnasium Seeheim zum 50. Mal. Aus diesem Anlass trafen sich die ehemaligen Schülerinnen und Schüler der Klassen 13s und 13m am 23.4.2016 zu einem Rundgang im Schuldorf unter sachkundiger Führung von Frau Schraml.
Im Jahr 1966 gab es wegen der Verschiebung des Schuljahresbeginns von Ostern auf Herbst ein Kurzschuljahr. Unser Jahrgang war der letzte reguläre. Die folgenden Abiturienten wurden allerdings schon im Herbst 1966 entlassen.
Nach einem kleinen Sektempfang an der Aula ging es zu den Stationen ehemaliger Zeichensaal im 9er-Bau, Mediensaal, vorbei an den ehemaligen Klassenzimmern im 8er-Bau und in der ehemaligen Bio-Vorbereitung im 7er-Bau, vorbei an den Neubauten jenseits des damals neuen 12er-Baus zu den Bauten des ehemaligen Internats. Nach einem Blick auf die Internationale Schule und einem kurzen Besuch des Öko-Ufos ging es zurück zum Ausgangspunkt. Natürlich unter Bewunderung der neuen Sporthalle „Halle an der Düne“.
Zu diesem stolzen Jubiläum hatten sich 26 der ehemals 35 Abiturienten eingefunden, wobei 5 Mitabiturienten leider schon verstorben sind. Dazu kamen noch einige ehemalige Klassenkameraden und Partner, so dass insgesamt 36 Personen feiern konnten.
Für die meisten war es tatsächlich ein Wiedersehen nach 50 Jahren, so dass zunächst das Erkennen schwerfiel. Dies legte sich aber sehr schnell, weil viele markante Züge erhalten geblieben waren, sei es ein besonders Lachen, der Gang oder die Stimme oder die Kopfhaltung. Augenblicklich war die alte Vertrautheit wieder hergestellt, natürlich auch die alte Hackordnung, nur diesmal in einer sehr viel freundlicheren Art.
Nach dem Kaffeetrinken in kleineren Gruppen in Seeheimer und Jugenheimer Cafés trafen sich alle wieder zum Abendessen im Darmstädter Hof in Seeheim. Bis kurz vor Mitternacht wurden Erinnerungen an die Schulzeit und Erfahrungen aus dem Berufsleben ausgetauscht.
Damals gab es in den beiden Klassen drei wesentliche Gruppen:
1. Die „Bergsträßler“, für die das Aufbaugymnasium die besterreichbare höhere Schule war, vielfach gekoppelt mit dem Englischunterricht ab Klasse 5.
2. Die „Republik-Flüchtlinge“ oder „Aussiedler“, für die es hier die Möglichkeit gab, auch mit Vorkenntnissen in Russisch noch ein bundesrepublikanisches Abitur mit Englisch-Kurzform abzulegen. Sie stellten auch die Mehrzahl der Straßenbahnfahrer, da ihre Eltern überwiegend in Darmstadt wohnten.
3. Die „Heim-Bewohner“, die hier die Chance hatten, ihre anderswo nicht so erfolgreichen Schulkarrieren doch noch erfolgreich abzuschließen.
Bei den Gesprächen wurde wiederholt festgestellt, dass dieser Personenkreis aus heutiger Sicht sehr froh ist, eine zweite Chance im Schuldorf erhalten zu haben, begünstigt durch das Schulsystem der Hessischen Aufbaugymnasien, das im Schuldorf angeschlossene Internat und die Liberalität, Toleranz, Offenheit und Mitmenschlichkeit der Lehrkräfte und Erzieher damals. Dies hat viele von ihnen geprägt und ihnen letztlich zum Erfolg verholfen; dafür sind sie auch nach 50 Jahren noch sehr dankbar. Umso mehr wurde bedauert, dass diese Möglichkeit heute am Schuldorf nicht mehr gegeben ist.
Natürlich spielten für den Internatsbesuch auch andere individuelle Gründe eine wichtige Rolle.
Mit Beginn der Oberstufe wurden diese Gruppen noch einmal durcheinander gewürfelt durch die Zuordnung der Einzelnen zum sprachlichen oder mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweig.
Im späteren Berufsalltag hat sich dann eine gewisse Häufung bei den naturwissenschaftlichen Tätigkeiten (Ärzte, Apotheker, Psychologen, Physiker, Biologen und Chemiker), auch verbunden mit Lehrtätigkeiten an Gymnasien und Hochschulen ergeben. Aber auch andere hochrangige Tätigkeiten in der Wirtschaft, der Verwaltung oder aus dem beratenden und musischen Bereich sind vertreten, so dass mit Fug und Recht behauptet werden kann, dass dieser Bergsträßer Jahrgang 1966 immer noch gut zu genießen ist.
Ob dies auch für den Wein gilt, kann mangels Muster nicht beurteilt werden.
Wie das folgende Foto beweist, hatten alle großen Spaß am Wiedersehen mit den „alten“ Schulkollegen. Von nun an sollen die Abstände zwischen den Treffen kleiner werden.
Besten Dank an unsere ehemalige „Penne“ für die Unterstützung dieser gelungenen Veranstaltung.
Der Text wurde geschrieben von Dr. Gerhard Voigt aus Jugenheim.