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Inszenierung "Lenz" am Schuldorf Bergstraße

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Eine Inszenierung von Herrn Christian Wirmer

Ein Sonnenstrahl zerschneidet Mitte Januar 2016 den Raum, fast sieht es aus, als sei die Aula in diesem Moment Schauplatz einer göttlichen Erleuchtung. Doch es ist lediglich die Wintersonne, die sich mit ihren Strahlen den Weg durch den strahlend blauen Winterhimmel bahnt. Draußen liegt Schnee und trotz Sonne ist es eisig kalt. Passend, denn auch Lenz bahnt sich gerade seinen Weg durch eine Winterlandschaft, nur dass die in den Alpen liegt. Bei dem Wetter kann man sich Lenz Situation hautnah vorstellen.


Doch etwas fehlt bei dieser Lenz-Inszenierung von Christian Wirmer, generell scheint alles verdreht. Es gibt kein Bühnenbild und die Bühne ist nicht da, wo sie sein sollte, vielmehr dient eben diese als Sitzerhöhung für die Zuschauer. 3 Klassen der gymnasialen Oberstufe bzw. SISS schauen so die Inszenierung, die von nur einer Person gespielt wird. Wirmer ist Regisseur, Schauspieler und Bühnenmanager zugleich. Er liebt diese Unabhängigkeit, wie er in einem Gespräch nach der Inszenierung mit den Schülern verlauten lässt. Genau wie Lenz, der auch frei sein will von den Zwängen der Gesellschaft. R7A1860 80
Trotzdem verkörpert Wirmer bei seinem Schauspiel nicht nur Lenz, spielt er doch gleichzeitig auch den Erzähler der Geschichte. Im Grunde trägt er die Geschichte vom Lenz auswendig vor und fungiert selbst als Erzähler. Lenzens emotionale Höhen und Tiefen wiederum stellt er durch Schauspiel dar. So kracht es zwischendurch ganz schön, doch schließlich verhallen Lenzens verzweifelte Schreie wieder und die Aggression schlägt um in Verzweiflung.



Selten lässt sich Schauspiel so nah erleben wie an diesem Dienstag. Zwischendurch wandelt der Erzähler und Lenz in einem auch mal durchs Publikum, dann ist er wieder am anderen Ende der Halle und versucht seine menschlichen Tiefen zu ergründen. Erfrischend anders präsentiert sich so das Stück, das vom schizophrenen Lenz handelt und von Georg Büchner geschrieben wurde. Anhand von Tagebuchaufzeichnungen des Pfarrers Oberlin orientierte sich Büchner am realen Vorbild für sein Werk.
„So lebte er hin“ lautet die nüchterne Schlussformel des Erzählers am Ende, die Sonne hat sich derweil aus der Aula verzogen. Nach 70 Minuten ist es mit dem Schauspiel vorbei. 70 Minuten voller unbequemer Ruhe und unausstehlicher Lautstärke. Dazwischen das leise Intermezzo der plätschernden Gebirgsbäche; eben ganz Lenz.
Auch am nächsten Tag findet die, von der Deutschlehrerin Frau Baum initiierte, Veranstaltung am Schuldorf noch einmal statt; dann kehrt wieder Ruhe ein in die imaginäre Berglandschaft der Aula.


Geschrieben von Oliver Walzer (Schüler der Sekundarstufe II)