Nachdem 2015 zum ersten Mal eine Klasse des Schuldorfs Bergstraße mit der Musa Cazim Catic Schule in Sarajevo einen Schüleraustausch durchführte, fand der diesjährige Schüleraustausch mit einer Schule in Mostar statt.
Das Besondere des diesjährigen Austauschprogramms bestand darin, dass es sich um einen trilateralen Austausch handelte. Um diese Bedeutung näher zu verstehen, ist es wichtig zu wissen, dass Bosnien seit dem Ende des Krieges 1996 in drei Entitäten aufspaltet ist, in die Republik Srpska, in eine bosnische und in eine kroatische Entität. Das hat zur Folge, dass es in Mostar eine kroatische und eine bosnische Polizei, eine kroatische und eine bosnische Post und auch zwei unterschiedliche Bildungssysteme gibt. So besuchen zwar die bosnischen und die kroatischen SchülerInnen die gleiche Schule, allerdings zu unterschiedlichen Zeiten. Die kroatischen Schüler nachmittags und die bosnischen SchülerInnen vormittags. Auch die Schulverwaltung ist geteilt, es gibt einen bosnischen und einen kroatischen Direktor. Das Projekt, das auch von der Stiftung Schüler Helfen Leben finanziell gefördert wurde, brachte nun deutsche SchülerInnen, bosnische und kroatische SchülerInnen zusammen, die sich, obwohl sie die gleiche Schule besuchen, vor dem Projekt nicht kannten und keinen Kontakt miteinander hatten.
Während des Aufenthalts in Bosnien waren die SchülerInnen in ihren Gastfamilien untergebracht und lernten so intensiv Land und Leute kennen. Wir besuchten Sarajevo, die berühmte Altstadt von Mostar, die Buna Quelle und Dubrovnik. Beim Gegenbesuch in Deutschland lag der Schwerpunkt auch auf einer künstlerischen Umsetzung des Erlebten, das in eine Aufführung vor Sechstklässlern des Schuldorfs mündete. Natürlich fanden auch zahlreiche Ausflüge wie nach Heidelberg, Frankfurt, in den Kletterwand und zur Sommerrodelbahn statt.
Am Ende des Projekts fiel es vielen SchülerInnen und auch uns Lehren schwer Abschied zu nehmen, weil sich trotz kultureller und persönlicher Unterschiede Freundschaften gebildet hatten.
Auf die Frage, was denn der größte Unterschied zwischen Deutschland und Bosnien sei, antwortete ein deutscher Schüler, die Duschen. Es waren also die Duschen, die für diesen Schüler den entscheidenden Unterschied zwischen zwei europäischen Ländern konstituieren und erstaunlicherweise nicht Essen, Religion oder sonstige kulturelle Unterschiede. Erkennen kann man an dieser Stelle vielleicht, wie ähnlich Jugendliche doch überall in Europa sind und welche Bedeutung internationale Projekte für ein geeintes Europa haben können.
Der Text wurde geschrieben von Frank Zimmermann.